Vergeilung
Als Vergeilung (fachsprachlich: Etiolement) wird die Reaktion von Pflanzen in der Wachstumsphase, infolge von Mangel an photosynthetisch nutzbarem Licht bezeichnet.
Als Teil der Überlebensstrategie beschleunigen Pflanzen, die nicht genügend Licht ausgesetzt sind, das Längenwachstum, um eine vermeintlich höher gelegene Lichtquelle zu erschließen. Jedoch fordert das rasante Längenwachstum, welches kurzfristig mehrere Zentimeter pro Tag betragen kann, seinen Tribut. Zu beobachten ist diese Reaktion vor allem bei Keimlingen.
Vergeilte Pflanzen werden in ihrer natürlichen Entwicklung gestört, sodass diese Anfälliger vor äußeren Umwelteinflüssen wie Regen, Hagel, Wind, vorbeistreifenden Tieren und der Schwerkraft sind.
Während des extremen Wachstumsschubs rücken die Internodien sowie die Blattstiele weit auseinander, die Blätter bilden sich nicht in vollem Umfang aus, wodurch diese verkümmert wirken. Weiterhin erstrahlen die Blätter nicht im gesunden Grün, sondern aufgrund des Chlorophyllmangels sind diese gelblich bis leicht bräunlich.
Doch was für die Pflanze die größte Gefahr darstellt ist das minderentwickelte Festigungsgewebe. Die Folge: Weiches, biegsames und schlaffes Gewebe, welches leicht abknicken kann. Im Unterschied hierzu ist das Gewebe von ausreichend belichteten Pflanzen holzig, zäh und kraftvoll.
Zu Beginn ihres Lebens vergeilte Pflanzen schaffen es meist nicht, – auch wenn es der Blattmasse später gelingt sich in einen Bereich mit ausreichend Licht vorzukämpfen – sich zu kräftigen, gesunden und ertragreichen Pflanzen zu entwickeln. Dies trifft vor allem für Gemüsepflanzen wie Tomaten und Chilis zu.
Vergeilung in der Landwirtschaft
Bei einigen Nutzpflanzen wie Chicorée und weißen Spargel macht man sich die „Vergeilung“ bewusst zu Nutze. Damit der Spargel weiß bleibt, muss der Spross permanent vor Licht geschützt werden. Hierzu häuft man Erddämme um die Pflanzen. Da weißer Spargel bis zur Ernte nie die Sonne gesehen hat, ist das Festigungsgewebe weich. Daher ist weißer Spargel im Vergleich zu grünem Spargel auch zarter und kommt mit einem milderen Geschmack daher.
Tomaten und Chilis sind vergeilt – was ist zu tun?
Gerade wenn es um den Anbau von Tomaten oder Chilis geht, haben es Hobbygärtner in erheblichem Masse mit dem ungesunden Wachstumsschub Vergeilung zu.
Vergeilung vorbeugen
Tomaten und Chilis waren ursprünglich in Süd- und Mittelamerika beheimatet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese wärmeliebenden und lichthungrigen Pflanzen in hiesigen Regionen nicht gerade die idealen Voraussetzungen zum wachsen haben.
Ausgepflanzt ins Freiland oder in ein unbeheiztes Gewächshaus können die Pflanzen daher erst ab Mitte Mai. Damit die Früchte der Tomaten und Chilis noch vorm Herbsteinbruch erntereif sind, müssen diese vorgezogen werden. Stimmen die Lichtverhältnisse beim vorziehen nicht, kommt es zur Vergeilung.
Die Setzlinge orientieren sich an der Temperatur. Je höher diese ausfällt, desto mehr nutzbares Licht erwarten die Pflanzen. Ist dies nicht gegeben, schießen die Pflanzen unnatürlich schnell in die Höhe. Um das zu verhindern, sollten die Setzlinge nach der Keimung einer niedrigeren Temperatur zwischen 15° bis 18° C ausgesetzt werden. Optional kann man sich einer Wachstumslampe bedienen. Diese bestrahlt die Pflanzen mit dem richtigen Spektrum an Lichtwellen.
Vergeilte Setzlinge retten
Um vergeilte Tomaten und Chilisetzlinge zu retten, sollten die Pflanzen so tief in die Erde gesetzt werden, dass der schlaffe Haupttrieb stabilisiert wird. Im erdbedeckten Bereich bilden sich am Trieb Adventivwurzeln aus.
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